95.1 | Der erste Eintrag

95,1

Nein, das ist nicht die Senderfrequenz meines Lieblingssenders. Es ist tatsächlich die Anzeige meiner Digitalwaage am heutigen Morgen. Nun gut, sie war sich nicht ganz einig- die Waage. Ihre Anzeigen schwankten zwischen 94,3, 94,7 und halt 95,1 Kilogramm, wobei der letztgenannte Wert als erstes erschien und mich extrem alarmierte. Natürlich unternahm ich mehrere Wiegeversuche, aber es blieb bei der Erkenntnis: So viel wars noch nie.

Ok, ich hatte diesen Rekordwert erwartet. Ehrlich gesagt hatte ich in den letzten Tagen bereits gespürt, dass meine Körpermasse ein neues, bisher nicht dagewesenes Niveau erreicht haben dürfte. Hautfalten an Unterarmen und Fußgelenken, da wo noch nie welche waren, Schwierigkeiten beim Bücken und Schuhe anziehen. Auch mein Rücken hatte sich wieder gemeldet. Er signalisierte mir, dass ich es mit der Kombi wenig Bewegung, dafür aber umso mehr essen nicht nur in der letzten Zeit deutlich übertrieben hatte.

95,1 – diese Zahlenkombination der Waage traf mich an einem Sonntagmorgen, an dem ich im Bett nach dem Aufwachen über die Konsequenzen meines unguten Körpergefühls nachgedacht hatte. Ich war dann aufgestanden, nahm zusammen mit Antje, meiner Frau, und Clemens meinem zwölfjährigen Sohn, ein leichtes Frühstück zu mir. Ja! Es war bereits kalorienreduziert...

Ich aß nur ein Toast und entgegen meiner sonstigen Gewohnheit verzichtete ich auf die Butter und belegte es nur mit - zugegebenermaßen sehr leckerem - Gruyere… Meine Frau, die schon länger der Meinung war, ich müsse endlich wieder mehr gegen mein Übergewicht tun, registrierte dies mit ihren Adleraugen sofort. Ich meinte so etwas wie Wohlwollen in ihrem Blick zu erkennen. „Oh, Papa will abnehmen“. So oder so ähnlich waren ihre Worte, die sie in Richtung unseres Lieblingssohnes gewandt sprach. „Woher weißt du das?“ fragte Clemens. „Ich kenne Papa“, entgegnete sie. Und da hat sie verdammt Recht.

In 33 gemeinsamen Jahren hatten wir genug Gelegenheit uns und unsere Schwächen, aber eben auch unsere Stärken kennenzulernen. „Im Grunde“ fing ich an zu dozieren, „ist es ja klar, wie es geht: bewusster und weniger essen und wieder mehr Sport treiben!“ Ich erhielt keinen Widerspruch ob dieser hochwissenschaftlichen Aussage. Wahrscheinlich hatte ich es absolut überzeugend vorgetragen. Schließlich bin ich ja Arzt und ehemaliger Leistungssportler, dachte ich so bei mir. Somit saßen wir noch ein wenig gemütlich beisammen und diesmal war ich nicht der Letzte, der während wir uns unterhielten immer noch aß… Ich hatte innerlich beschlossen: „Heute geht es los“.

Und unter anderem auch um den inneren Schweinehund auszutricksen stand für mich fest: Ich werde das Ganze dokumentieren. Also fand ich mich ein paar Augenblicke später auf der Waage in unserem Bad wieder. Ihre Aussage „95,1“ war also der erste Eintrag in meinem Trainingstagebuch und nichts lag näher, als diese Zahl auch zum Buchtitel zu erheben.

... wird fortgesetzt...

Lesen Sie bald, wie es weiter ging. Nur so viel: fast 10 Kilo weniger sind es schon geworden....

Ihr

RAINER VOGEL

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